Vier Referenten informierten beim politischen Stammtisch der SPD über die Neonaziszene
ROTH — „Roth ist kein Ort für Neonazis“, stellten beim politischen Stammtisch der SPD Roth unisono alle vier Referenten fest.
Bericht der Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung vom 18.4.2013
Rüdiger Löster, Internetredakteur des „Informationsportals über Neonazis und Rechtsextremismus in Bayern“ betonte, dass es heute wesentlich schwieriger sei, Neonazis zu erkennen, da diese sich Mühe geben, nicht mehr durch ihr Äußeres aufzufallen Bomberjacken, Springerstiefel und Glatze träten immer mehr in den Hintergrund, stattdessen würden sie sich mit subtilen Methoden in die Gesellschaft einschleichen, vornehmlich in die Organisationen von Jugendlichen. Gaststätten würden angemietet und zu einer Art Jugendzentrum umfunktioniert. Dort würden Besucher mit nicht sofort erkennbaren Naziparolen penetriert.
Finanziert werden diese Aktivitäten durch Verkauf von T-Shirts, bedruckt mit eindeutigen Motiven. Millionenumsätze werden auch mit dem Vertrieb von Tonträgern mit nationalsozialistischen Texten erzielt. Musikalisch bedient man sich dabei aller bekannten Genres.
Das Ignorieren der Neonazi-Szene sei der falsche Weg, sagte Löster. Im Gegenteil, er rief alle Zuhörer zu einem engagierten gewaltfreien Widerstand der Zivilgesellschaft auf: „Wir wollen hier keine Neonazis!“ Christine Schürmann, Dekanin der evangelischen Kirchengemeinde Gräfenberg, schlug in die gleiche Kerbe: „Wegsehen hilft nichts.“ Mit vielen kreativen Aktionen des Gräfenberger Bürgerforums seien braune Aktivitäten in dem oberfränkischen Städtchen eingedämmt worden. Inzwischen hat die mutige Opposition gegen Nazis bundesweite Beachtung gefunden.
Christine Schürmann gab aus eigener Erfahrung eine Taktik weiter: „Sagen, wofür man ist!“ Immer zu sagen, wogegen man ist, ist auf Dauer sehr anstrengend. Sie appelliert weiter „den Mut zu haben und den Mund aufzumachen, wenn ich es erkenne.“ „Wir müssen draußen bleiben!“, lautet der Slogan der Aktion von Rainer Geier vom Rother Kreisjugendring. Wer in seinen Räumen keine rassistischen und diskriminierenden Sprüche oder Äußerungen dulden wolle, könne vom Kreisjugendring mit entsprechenden Aufklebern und Plakaten versorgt werden.
Karin Duman-Geiß, Leiterin der VHS Roth, leitet die Aktivitäten um die Initiative „Roth ist bunt“, „Sport und Leben ohne Rassismus, Sport mit Courage“. Veranstaltungen in Roth mit dem Schwerpunkt im Sport sollen zu Integration und Toleranz von Menschen anderer Kulturen und Religionen anregen und aufrufen. Die Auftaktveranstaltung am 9. November ist die Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel „Kicker, Kämpfer und Legenden“ am Gedenktag zur Reichspogromnacht.
rhv / 18.4.2013