Beim ersten politischen Abend der Rother SPD referierte Dr. Kamal Sido (Gesellschaft für bedrohte Völker) über den Bürgerkrieg in Syrien und über mögliche Lösungsansätze der internationalen Gemeinschaft.
Das Team des politischen Stammtisches hatte zu diesem aktuellen Thema eingeladen und die etwa 30 Anwesenden hörten eine fundierte Beschreibung der vielfältigen Konflikte, die zur unübersichtlichen Lage in Syrien geführt haben. Herr Sido, der aus einer kurdischen Familie stammt, gab zuerst einen Überblick über die syrischen Bevölkerungsgruppen und Interessen ihrer jeweiligen Führung. Seine persönlichen Erfahrungen aus politischen Gesprächen oder auch ganz einfach an den vielen Check-Points des Bürgerkriegslandes ließen ein anschauliches Bild entstehen, wie politische oder religiös motivierte Vorgänge sich immer auch auf die Zivilbevölkerung auswirken. Während die Türkei ihre Grenze für bewaffnete Kämpfer offen hält, macht sie für Hilfslieferungen dicht. Das gilt vor allem für mehrheitlich kurdische Orte.
Zum inneren Konflikt zwischen Kurden, gemäßigten Islamisten, Aleviten und Christen träten erschwerend die Interessen ausländischer Mächte hinzu. Rußland bestehe auf seiner militärischen Präsenz an Syriens Mittelmeerküste, die Türkei möchte eine kurdische Autonomie verhindern und unterstütze die Umwandlung Syriens in einen religiös geprägten sunnitische Staat und die aus den Golfstaaten und Saudi Arabien finanzierten Radikalislamisten wollen eine islamische Staatsform. Die Mehrheit der syrischen Bevölkerung wäre aber wohl mit einem föderalen Staat zufrieden, in dem den Volksgruppen autonome Verwaltung und eine Existenz nebeneinander möglich sind. Aktuell werde gerade in Wien mit den Konfliktparteien verhandelt und Zielrichtung der deutschen Politik solle dabei sein, in Syrien langfristig einen föderalen Staat ohne Präsident Assad etstehen zu lassen. Religionsfreiheit und zivile Verfassung seien in einem Land mit so vielen Bevölkerungsgruppen die einzige Möglichkeit.
Dr. Kamal Sido betonte in der abschließenden Fragerunde wie wichtig auch ein Austrocknen der Kriegswirtschaft sei. Mit Öl, Waffen und geraubten Kulturgütern hätten sich die kriegerischen Konfliktparteien starke Einnahmequellen auch in der westlichen Welt erschlossen. Auch Hilfsgelder sollen für konkrete Verbesserungen in den Flüchtlingslagern und nicht pauschal an die Türkei gegeben werden.
Zum Ende der Veranstaltung dankte Wolfgang Lebok seinem SPD-Team und kündigte für die Zukunft weiterhin aktuelle politische Stammtische im Gasthaus Zur Linde an.
Markus Schaffer