Roth – Zum Thema Kinderarmut hatte die SPD Herrn Professor Michael Bayer ins OHA eingeladen. In einem öffentlichen Vortrag wollte der Professor von der Evangelischen Hochschule Nürnberg über Statistiken, Ursachen und Lösungsansätze informieren. Organisator Wolfgang Lebok erinnerte eingangs daran, dass soziale Themen zentrale Inhalte der SPD sein müssten. Es sei nicht zu erwarten, dass die neuen Rechten in den europäischen Parlamenten sich besonders in der Sozialpolitik engagieren oder gar Lösungen erarbeiten könnten. Michael Bayer konnte zuerst einmal aufzeigen, wie sich schon seit ca. 25 Jahren nichts daran ändere, dass ca. ein Viertel der Kinder von Armut bedroht sind. Mittelfranken müsse in diesem Sinne auch als Problemregion in Bayern erkannt werden. Ohne staatliche Sozialtransfers würde die Armutsquote noch deutlich höher sein. Es stelle sich aber die Frage nach neuen und verstärkten Maßnahmen, weil seit 1995 trotz aller Hilfen die Armut nicht zurückgehe, sondern eher mehr Menschen betreffe. Als Bedingungen von Armut habe die Sozialwissenschaft große Familien, Alleinerziehende, problematisches Wohnungsumfeld, Migrationshintergrund und Bildungsnachteile identifiziert. Weil Kinder in diesen Situationen weniger mobil seien, ergäben sich auch geringe Möglichkeiten, in einem anderen sozialen Umfeld Anschluss zu finden. Daraus ergäbe sich die Notwendigkeit, sozialen Wohnungsbau und frühkindliche Bildung zu verstärken. Weil aber eine verunsicherte Mittelschicht sehr sensibel auf politische (Umverteilungs-)programme reagiere, müsse für Solidarität wieder neu mobilisiert werden. Der Unwille, „den Anderen“ etwas zukommen zu lassen müsse überwunden werden. Schule, Vereine, die Politik und jeder Bürger müssen Solidarität aktiv befürworten. Abschließend wurden vom Publikum verschiedene Lösungen diskutiert. Preisgünstiger Wohnraum und Maßnahmen gegen Luxus-Renovierungen waren besonders häufig genannt; CSU- Finanzminister Söder habe auf diesem Feld völlig versagt und die Wohnungsnot deutlich verstärkt. Neben gerechterem Zugang zu Bildung und Gesundheitsvorsorge seien letztendlich gerechtere Löhne notwendig. Armut kann schon im Ansatz verhindert werden, wenn man von einer Vollzeitstelle auch leben kann. Die irrsinnigen Gewinne und Steuervorteile für Kapitaleinkommen sind eben das Geld, das am anderen Ende der Gesellschaft fehle. Nicht Flüchtlinge oder die EU machen arm, sondern Gier und überzogene Gewinnerwartungen.
Markus Schaffer